Setra Oldtimerbusse

Wie keine andere Marke steht Setra für Busse aus deutscher Produktion, die in ihren jeweiligen Jahrzehnten als wegweisend für die gesamte Branche galten und gelten. Kein Wunder, bereits als die ersten Automobile Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt wurden, schickte das ehemalige Wagner-Unternehmen Kässbohrer seinen ersten Omnibus auf die Straße. Dabei handelte es sich freilich noch um einen Pferdeomnibus mit aufsteckbarem Dach für bis zu 18 Passagiere, der vor allem für Stadtrundfahrten eingesetzt wurde.

Erste Erfolge mit Omnisbusaufbauten

Bevor Kässbohrer die ersten selbsttragenden Busse unter dem Markennamen Setra auf den Markt brachte, machte sich das Ulmer Unternehmen bis in die 1950er Jahre einen Namen als Hersteller von Omnibusaufbauten, die aus herkömmlichen Lastwagen- und Automobilkarossen einen Omnibus machten. Als Pionier-Modell gilt dabei ein Speditions- und Reisevehikel von 1907. Es bestand aus einem Fahrgestell der Schweizer Lastwagenfabrik Adolph Saurer und einem von Kässbohrer entworfenen, pritschenähnlichen Aufbau mit einem Verdeck aus Segeltuch. In späteren Jahren dienten u.a. auch Lastwagen von Mercedes-Benz und der Opel Blitz als Unterbau für Setra Omnibusse. Unter der Woche wurde das Saurer-Gefährt zum Transport von Bierfässern einer Ulmer Brauerei genutzt – sonntags wurden gepolsterte Sitzbänke und Lehnen hervorgeklappt und der Wagen diente als Ausflugsomnibus. Patentiert wurde der Aufbau 1910 – und legte den Grundstein für die bis heute erfolgreiche Bussparte der Marke Setra.

Beginn der Spezialisierung

Mit der Übernahme der Karosseriefabrik Neuer & Thieme im Jahr 1918 baute Kässbohrer das Omnibusgeschäft weiter aus. Der Fokus lag dabei auf Entwicklung und Bau komfortabler, fortschrittlicher Reisemobile – von der Kutschen- und PKW-Sparte trennte man sich dagegen. In der Folge präsentierte das Unternehmen 1929 die ersten Kässbohrer Aussichtsomnibusse mit Vollverglasung und Schiebedächern – frühe Vorläufer für die enorm erfolgreichen Setra-Modelle in den 50er Jahren.

Abschied von Omnibusaufbauten

In den 1930er Jahren änderten sich die Ansprüche an Reisebusse erheblich. Zum einen im Hinblick auf Komfort: Busse von Kässbohrer überzeugten nun mit Annehmlichkeiten wie verstellbaren Clubsesseln, Toiletten, Garderobe, Bordbar und Radio. Zum anderen setzte das Unternehmen nun nicht mehr auf Omnibusaufbauten sondern widmete sich der Konstruktion vollständiger Omnibusse. Der 1935 vorgestellte Stromlinienbus entsprach den damaligen Anforderungen an Fahrzeuge für die neuen schnellen Reichsautobahnen und verband den neu gewonnenen Komfort im Innenraum mit einem leichten, strömungsgünstigen Design, das höhere Geschwindigkeiten trotz vergleichsweise schwacher Motorisierung ermöglichte.

S8: Setra hält Einzug

Das Jahr 1951 markiert eine Revolution im deutschen Omnibusbau. Da Lastwagenfahrgestelle zunehmend ein Problem bei der Fertigung von Bussen darstellten, besannen sich die Konstrukteure bei Kässbohrer auf ein selbsttragendes Automobil, das sie bereits 1928 entwickelt hatten. Dieses Prinzip auf den Bau von Bussen zu übertragen, war genial: Es entstand der erste Integralbus mit einer verwindungssteifen Karosserie, bei dem auf eine Karosserie verzichtet werden konnte. Vorgestellt wurde dieser Bus mit der Bezeichnung S8 im Jahr 1951. Die selbsttragende Bauweise wurde zum Verkaufsschlager und Exporthit – in den 1950er Jahren wurden allein 200 Setra Busse in die USA exportiert.

S6: Kompaktbus trifft technische Innovation

Aufbauend auf dem Erfolgsmodell S8 entwickelte Kässbohrer den S6, einen Kompaktbus, der 1955 auf dem Genfer Automobilsalon erstmals präsentiert wurde. Nicht nur seine kompakte Bauweise machte ihn zum Publikumsliebling und Verkaufshit. Optisch überzeugte der Mini mit großen Panoramafenstern, gefällig-runden Formen, Oberlichtern aus Plexiglas und einer Außenhaut aus Aluminium. Technisch begeisterte der S6 vor allem mit der damals innovativen Einzelradaufhängung sowie Schwingachsen vorn und hinten, die zusammen mit einer Reihe weiterer Technologien Fahreigenschaften und Komfort erheblich verbesserten. Zeitgleich bewies Kässbohrer, dass nicht nur besonders kompakte sondern auch besonders großzügige Busse im Rahmen des Möglichen liegen. Für den US-Markt entwickelte das Unternehmen den Golden Eagle, den ersten Gelenkomnibus der USA. Der begeisterte nicht nur mit seiner enormen Größe, sondern auch mit absoluter Zuverlässigkeit im Kontinentalverkehr und innovativem Komfort samt verstellbaren Schlafsesseln, Bordküche und Aircondition.

Baureihe 10: Siegeszug des Setra

Mit der Baureihe 10 manifestierte Kässbohrer nicht nur das Prinzip der selbsttragenden Karosserie, das nun auch andere Hersteller befolgten – die Marke Setra wurde zum Inbegriff moderner Reisebusse weltweit. Bis 1967 gebaut, überzeugten die Omnibusse der Typen S6 bis S15 sowie die ersten Linienbusse mit zahlreichen technischen Neuerungen, darunter dem ersten Gelenkbus Europas und dem Baukastenprinzip in der Omnibusproduktion.

S125 und Baureihe 100: Neue Sachlichkeit

Der S125 gilt als Prototyp der Baureihe 100, die optisch und technisch neue Maßstäbe im Omnibusbau setzte. Seine Gittergerippe-Bauweise definierte Bauweise und Form aller nachfolgenden Linienbusmodelle – auch der anderer Hersteller. Ihm folgte ab 1976 die Baureihe 100, die das Design von Linienbussen neu definierte und bis heute als Vorbild für Linienbusdesign gilt. Eine klare, schnörkellose Linienführung löst die weichen, runden Formen früherer Baureihen ab. Technisch überzeugen die neuen Modelle mit Einzelradaufhängung sowie Blatt- und Gummifederung.

S200 und die Baureihe 200: Hochbodenfahrzeuge mit starker Motorisierung

Einen neuen Meilenstein in Sachen Reisebusse setzte Kässbohrer mit dem dreiachsigen „Super-Setra“ S200, der 1973 erstmalig vorgestellt wurde. Erstmals saßen die Fahrgäste deutlich erhöht, das Unterdeck blieb Bordküche, Toilette und großen Gepäckräumen vorbehalten. Ergänzt wurde der erfolgreiche Superbus mit einem leistungsfähigen Mercedes-Benz Motor im Heck des Busses. Zu den bemerkenswertesten Modellen der ab 1976 gebauten 200er Reihe zählen der Superhochdecker S216 HDS mit Unterflurcockpit sowie der S228 DT, der als erster Doppelstockomnibus gilt.

Modellübersicht

Kässbohrer Setra S6
Kässbohrer Setra S8
Kässbohrer Setra S9
Kässbohrer Setra S10
Kässbohrer Setra S11
Kässbohrer Setra S12
Kässbohrer Setra S14

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