Mercedes Oldtimerbusse

Bereits kurz nach ihrer Gründung begannen die Unternehmen Daimler-Motoren-Gesellschaft und Benz & Cie. Busse für den Nah- und Fernverkehr zu produzieren. Nach ihrem Zusammenschluss 1926 wurden die Fertigung intensiviert und der Bau von Omnibussen entwickelte sich neben dem Motorenbau und der Fertigung von PKW und LKW zu einem der Standbeine des Konzerns. Charakteristisch für die frühen Modelle war ein Frontmotor mit einer eckigen Haube und Hinterradantrieb. Seit 1928 bietet Daimler-Benz neben Benzinern auch Busse mit einem Dieselmotor an.

Die frühen Jahre: Haubenfahrzeuge und erste Frontlenker

Wie die meisten Autos Anfang des 20. Jahrhunderts setzte auch Daimler-Benz anfangs auf eine Karosserie aus Holz. Typisch war in der Zeit bis Mitte der 20er Jahre außerdem eine nahezu vollständige Trennung zwischen dem Fahrgestell und dem Aufbau, der häufig von Fremdfirmen übernommen wurde. Die bereits fahrbereiten Basismodule konnten auf diese Weise individuell auf den Zweck zugeschnitten werden und eigneten sich für eine Vielzahl von unterschiedlichen Funktionen wie den Personen- oder den Lastentransport gleichzeitig. Zwischen 1900 bis Anfang der 30er Jahre waren nahezu alle gefertigten Busse als sogenannte Langhauber entwickelt worden: Bei dieser Konstruktionsweise sitzt der Motor unter einer Haube vor der Fahrerkabine, dahinter befindet sich die Ladefläche oder die Kabine für die Fahrgäste. Der Vorteil dieser Bauweise war, dass der Motor für die damals häufigen Reparaturen einfach und direkt zugänglich war. Allerdings verlängerte sich das Fahrzeug durch den zusätzlichen Motorraum deutlich und die Übersichtlichkeit litt ebenfalls durch die lange Front.

Nach einer kurzen Übergangsperiode mit Kurzhaubern – Fahrzeugen bei denen der Motor bereits teilweise in die Fahrerkabine versenkt wurde – gehörte Mercedes-Benz zu den ersten Herstellern, die serienmäßig Frontlenker einsetzten. Bei diesen sitzt der Motor unter der Fahrerkabine und erlaubt dadurch eine wesentlich bessere Ausnutzung der Fahrzeugmaße, erschwert dafür aber die Reparatur. In den 30er und 40er Jahren sind solche Modelle bei Mercedes-Benz durch das Kürzel P für „Pullman“ als Typenbezeichnung erkennbar – der Name leitet sich aus dem Eisenbahnbau ab und steht für eine Serie besonders komfortabler Passagierwagen. Die gefertigten Stückzahlen waren zwar noch gering, dennoch konnte sich Mercedes-Benz mit seiner Produktion zum Marktführer entwickeln.

Der Erfolg der O-Reihe nach dem 2. Weltkrieg

Nach anfänglichen Schwierigkeiten, die durch Zerstörungen der Fabrikgebäude und die Materialknappheit bedingt war, begann Mercedes-Benz wieder mit der Massenproduktion von Omnibussen. Diese werden durch den Buchstaben O und der Entwicklungsnummer gekennzeichnet. Innerhalb von zehn Jahren wurde die Konstruktion von Haubenbussen vollständig zugunsten von Frontlenkern eingestellt – das letzte Fahrzeug dieser Bauart war der O 6600, der sowohl als Haubenfahrzeug wie auch mit dem Zusatz H als Heckmotor erhältlich war. Gleichzeitig änderte sich – inspiriert von den Fortschritten im PKW-Bau – die Konstruktionsweise grundlegend. Statt schwerer, separater Fahrgestelle entwickelte das Unternehmen nun Busse mit selbsttragender Karosserie. Das erste Modell dieses Typs war der O 321, der wegen seines großen Erfolgs um einige Varianten wie eine verlängerte Fensterfront mit zusätzlichen Sitzbänken ergänzt wurde. Busse mit Fremdaufbauten wurden durch halb-selbsttragende Karosserien ermöglicht, deren Entwicklung jedoch weitgehend von der Sparte LKW-Bau geleitet wurde.

Einen großen Erfolg konnte Mercedes-Benz während der Fußballweltmeisterschaft 1974 in der Bundesrepublik Deutschland für sich verbuchen. Jeder Nationalmannschaft wurde eine eigener, in den jeweiligen Nationalfarben bemalter Bus O 302 zur Verfügung gestellt. Das deutsche Exemplar ist mittlerweile leider verschollen, wurde aber 2005 auf Basis eines originalen Oldtimers nachgebaut. Diese detailgetreue Restauration kann heute im Mercedes-Benz-Museum in Stuttgart besichtigt werden. Wegen der unterschiedlichen Ansprüche spezialisierte Mercedes-Benz seit 1960 die Produktion und bot Modelle an, die auf den Reise- oder den Linienverkehr zugeschnitten wurden. Die für den öffentlichen Personennahverkehr entwickelten O 305 und O 307 waren von 1969 bis 1990 im Einsatz und wurden ab 1978 durch einen Gelenkbus für den Stadtverkehr O 305 G ergänzt. Als Überland-Reisebus diente das Modell O 303, von dem insgesamt schätzungsweise 38.000 Exemplare verkauft wurden und der als der erfolgreichste Reisebus aller Zeiten gilt, Zeitweise wurde er auch in Lizenz von Hyundai unter dem gleichen Namen nachgebaut. Mit der Übernahme des Busherstellers Kässbohrer 1995 endete die O-Serie. Seitdem werden Busse mit eigenen Namen wie „Citaro“ und „Integro“ für Linienbusse oder „Travego“, „Connecto“, „Medio“ und „Tourismo“ für Reisebusse bezeichnet.

Universelle Kleinbusse auf Basis von Transportfahrtzeugen

Neben Omnibussen für den Reise- und den Linienverkehr begann in den 70er Jahren auch die Produktion von Fahrgestellen für Kleinbusse, die allerdings auch weiterhin auf Basis von Modellen der LKW-Baureihen entwickelt wurden. Je nach Standort der Produktion wurden diese als „Bremer Transporter“ oder später T1 und „Düsseldorfer Transporter“ beziehungsweise T2 bezeichnet. „Prominentester Vertreter dieser Gruppe ist der größere Mercedes Transporter T2, der durch seine Vielseitigkeit für nahezu alle Bereiche aufgestockt werden konnte. Er kam als Reisemobil, Ambulanz, Feuerwehrauto, Transporter oder Bus zum Einsatz und wurde auch von der Berliner Polizei als Mannschaftstransporter in den Dienst gestellt – der sogenannten „Berliner Wanne“. Seit Mitte der 90er hat der bis heute populäre „Sprinter“ den T1 und T2 als Allzweckfahrzeug mit individuellem Aufbau abgelöst. Der T1 allerdings wird noch immer in Indien von dem Autohersteller Force Motors in einer optisch aktualisierten Version gefertigt und unter anderem auch als Kleinbus angeboten.

Modellübersicht

Mercedes-Benz O 319
Mercedes-Benz O 3500
Mercedes-Benz O 322

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